Ein glŠubiger Mann: Predigt zum Evangelium des 3. S. n. Ep.

In Kasernenhšfen geht es gewšhnlich sehr laut her. Wie in einem LšwenbŠndigerzirkus. Es wird dort geredet und gebrŸllt in einem eigenen schnarrenden Kasernenchargon. Jeder kleine Feldwebel hat sein Arsenal von Extraschimpfwšrtern auf Lager. Der Rekrut wird angeschnauzt, kommandiert, entpersšnlicht, damit er seine innere Resistenz vor jedem Befehl verliere und zum Roboter werde, der alles maschinell ausfŸhrt, was ihm abverlangt wird. – So war es wenigstens in den Kasernen des 2. Weltkriegs. Jetzt ist es in den Kasernen etwas humaner geworden, aber die Art und Weise, wie der junge Soldat geschliffen wird, ist auch heute meistens noch recht ungeschliffen.

Der ršmische Hauptmann, der als eine Hauptfigur im heutigen SoEv auftritt, kam aus der Kaserne einer Zeit, wo GŸte, Nachsicht und Menschlichkeit ganz klein geschrieben wurden.

Und doch war dieser ršmische Hauptmann der beruflichen Verbildung de Kaserne entgangen, er war ein Mann der sozialen Haltung und Gesinnung, der nicht nach oben katzbuckelte und nach unten Fu§tritte austeilte, sondern der sich ganz teilnahmsvoll Ÿber die kšrperliche Not seines Leibburschen niederbeugte.

Er war ein Mann, dem die soziale Not seiner Zeit, der Klassenkampf und unsoziale Klassenunterschied zwischen Aristokratie und Proletariat wehtat.

So schŠmte er sich denn auch nicht, šffentlich zu  Jesus zu gehen und von ihm die Heilung seines Knechtes zu erbitten, und das will etwas hei§en.

Heute ginge das ja viel unauffŠlliger. Heute wŸrde der ršmische Hauptmann einfach das Telefon nehmen, wŸrde Christus anrufen und sein Anliegen vortragen, etwa mit den Worten: ãHerr Jesus, ich persšnlich bin Ÿberzeugt, dass du Kranke noch sicherer und besser heilen kannst, als dieser Arzt Christian Barnard in Kapstadt, sei doch so gut und zeig, was du kannst. Mit meinem Leibburschen steht es gar nicht gut!Ò

Nein, der ršmische Hauptmann ging in seiner blanken MilitŠruniform zu Jesus und erzŠhlte ihm den Krankheitsfall. In aller …ffentlichkeit tat er dies. Morgen wissen es alle Rekruten, was er getan. †bermorgen wird es im Hauptquartier in Jerusalem auch der kommandierende General wissen. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass er deswegen von seinem Vorgesetzten gema§regelt werden wird. Denn was er vor dem Rabbi aus Nazareth sprach, war ja schlie§lich nichts anderes als ein regelrechtes, offenes, unmissverstŠndliches Glaubensbekenntnis, ein Bekenntnis zur Gottheit Christi.

Das aber war doch fŸr einen ršmischen Hauptmann gefŠhrlich: Religion und Staat waren ja im Ršmerreich damals aufs Allerengste verflochten. Wer den Gšttern im ršmischen Pantheon untreu wurde, der beging dadurch Verrat am Staat und am Kaiser, er beging MajestŠtsbeleidigung...

Der ršmische Hauptmann ging ja nicht zu Jesus, wie man zu einem Arzt geht oder zu einem Medizinmann, er verlangte ja von ihm keine Diagnose, keine ZaubertrŠnke, keine PflŠsterchen...

Er ging zu Jesus, wie man zu Gott im Gebet geht, damit er aus der Ferne mit seinem allmŠchtigen Wort die Krankheit des Leibburschen vertreibe... Er war in seinem Glauben Ÿberzeugt: Wenn dieser Jesus auch nur in der geheimsten Kammer seines Herzens ein einziges Wort des Befehls sagt: Geh! Marsch weg!, dann muss die Krankheit auch unfehlbar sicher weichen...

Dieser ršmische Hauptmann war der Mann, vor dem sogar der allwissende Jesus in Staunen geriet und von dem er gestand: Einen solchen Glauben hab ich in ganz Israel nicht gefunden; also nicht einmal bei seinen eigenen Aposteln und JŸngern, die immer wieder Ÿber ihre hochtrabenden GlaubensschwŸre stolperten.

Vor diesem Mann aus der Kaserne staunt auch die Kirche bis zum heutigen Tag: sooft das Messopfer gefeiert wird und der Herr Jesus in der Hostie bei einem Menschen Einkehr hŠlt, spricht die Kirche dreimal das Hauptmannwort: ãHerr, ich ....Ò

Dreimal wiederholen wir diese Worte des ršm. Hauptmanns, weil der Glaube bei den meisten von uns derart fest eingeschlafen ist, dass er erst durch ein paar krŠftige Rippenstš§e aufgeweckt werden kann, soll sie sich in hellwachem Zustand dem unerhšrten Glaubensgeheimnis der Einkehr des Gottmenschen in unserem Herzen šffnen.

Gerade heute brauchen wir wieder MŠnner wie dieser ršmische Hauptmann einer war. MŠnner des Glaubens in einer glaubensarmen und glaubensunsicheren Zeit. MŠnner des Glaubens, die durch ihr tapferes Einstehen fŸr den Glauben und durch ihre soziale, wahrhaft christliche Einstellung den Mitmenschen, den Mitarbeitern, dem Bruder in Not in der Not und in der Ferne gegenŸber Zeugnis ablegen fŸr Christus und fŸr das Christentum, MŠnner des Glaubens, an denen sich die vielen wieder anklammern und aufrichten kšnnen, die haltlos und gehaltlos geworden sind in unserer pluralistischen Welt mit ihren tausend gesellschaftlich-gleichberechtigten Anschauungen, in einer Welt, die alles Gšttliche in Frage stellt und in der es auch ohne Gott zu gehen scheint; in einer Welt, wo nur noch in den Forschungszentren Wunder zu geschehen scheinen und die Dogmen des Glaubens durch die Formeln und Chiffren der Naturwissenschaft verdrŠngt werden; in einer Welt, die schon immer halb taub war fŸr die Sprache Gottes und die uns heute mit milliardenfacher PhonstŠrke entgegenschreit: Gott ist tot, der Glaube und die Kirche haben keine Zukunft mehr...

Der Glaube war zu allen Zeiten ein Wagnis, ein Abenteuer, eine schwierige Sache. Heute stellt Christus an jeden Katholiken, vor allem auch an jeden kath. Mann die Vertrauensfrage: Wie steht es mit deinem Glauben, mit deiner Glaubenstreue, oder willst etwa auch du weggehen?

Wir durchleben eine arge Glaubenskrise. Viele sind in ihrem Glauben bedroht und angefochten, sogar viele Priester und Ordensleute haben Schiffbruch erlitten im Glauben. Satan ist daran, die Christenheit zu sieben, wie man den Weizen siebt. Er geht mit rŸcksichtsloser BrutalitŠt vor. Vielen wankt und schwankt dabei der Boden unter den FŸ§en. Glaubenskrise, GlaubenserschŸtterung bei so vielen. Auseinandersetzung zwischen Glaube und Unglaube. Heute wird die GlaubensŸberzeugung des einzelnen nicht mehr von der šffentlichen Meinung getragen und gestŸtzt wie frŸher. Heute muss jeder in seinem Glauben auf eigenen FŸ§en stehen.

Die Glaubenskrise unserer Zeit wird uns lŠutern und stŠrken, wenn wir sie bestehen. Sie wird uns zum VerhŠngnis, wenn wir kapitulieren und abdanken im Glauben.

In dieser unserer Zeit, da aller schwache und halbstarke Glaube niedergetrampelt wird, ist es eine Gnade sondergleichen, in seiner NŠhe Beispiele von Menschen zu haben, die SŠulen des Glaubens sind, an denen die Suchenden und Zweifelnden, die Angefochtenen und MŸden sich wieder aufrichten kšnnen.

Wir, die wir Sonntag fŸr Sonntag zur Eucharistiefeier in die Kirche gehen, um voreinander unseren Glauben zu bekennen, wir mŸssen ihn dann auch drau§en bekennen durch unsere soziale Haltung, durch unsere echte christliche GŸte und Hilfsbereitschaft, wir mŸssen durch unser Beispiel Leuchten des Glaubens sein, an denen die Verirrten und Verstšrten sich neuorientieren und zu Gott und zum Glauben zurŸckfinden kšnnen.

Heute sind wir alle nach unserem Glauben gefragt. Glaube ist nie Privatsache, heute erst recht nicht. Es wird von uns ein Glaube abgefragt, der sich rechtfertigt vor der Welt, indem er sich in Liebe ummŸnzt. Unser Glaube muss heute ein Ofen sein, der sich nicht nur allein wŠrmt, sondern auch die andren die in Gefahr sind zu erstarren in den eiskalten RŠumen einer Welt, in der man das Licht und Feuer Gottes erlšschen lie§.